Die denkmalgeschützte Karl-Richter-Villa ist die jüngste Liegenschaft des Verschönerungsvereins Würzburg (VVW). 1924/25 erbaut befindet sie sich seit 1998 als Schenkung im Besitz des Vereins. In den folgenden Jahren sanierte der VVW das Gebäude grundlegend und gestaltete den sie umgebenden Garten nach gartenpflegerischen wie auch ökologischen Maßstäben. Heute sind die Räumlichkeiten vermietet.
Die Karl-Richter-Villa
An der Ecke Sanderglacisstraße und Ludwigskai, unmittelbar am Main liegt das Grundstück der Karl-Richter-Villa. Sie wurde in den Jahren 1924/25 von dem Architekten Fritz Saalfrank im neubarocken Stil erbaut. Von Saalfrank, der im Architekturbüro Ebner und Saalfrank tätig war, stammt u.a. auch die ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Jugendstil-Villa, erbaut 1912, des ehem. Chemischen Instituts in der Sedanstraße in der Zellerau.
Zur Person Karl Richter
Ihren
Namen hat die Villa von Karl Richter aus der Würzburger Druckerei-
und Zeitungsdynastie selbigen Namens. Die Vorfahren Karl Richters
gründeten 1883 den Würzburger General-Anzeiger, der in den
folgenden Jahrzehnten zu der größten Tageszeitung Unterfrankens
avancierte. 1932 übernahm Karl Richter den Posten des Herausgebers,
hatte aber schon sehr bald mit den Repressalien der
Nationalsozialisten, die sich anstrengten, die deutsche
Presselandschaft unter ihre Kontrolle zu bringen, zu kämpfen. Im
Juni 1941 wurde der Würzburger General-Anzeiger eingestellt.
Nach
dem Ende des 2. Weltkrieges lag das deutsche Pressewesen am Boden.
Presseerzeugnisse konnten in Franken nur mit der Erlaubnis der
amerikanischen Besatzungsbehörden erscheinen. Auch waren die Gebäude
der Druckerei Richter in der Plattnergasse bei dem verheerenden
Luftangriff auf Würzburg am 16. März 1945 fast gänzlich zerstört
worden. Doch der Wiederaufbau, in materieller wie auch ideologischer
Sicht, stand außer Frage. Sogleich machte sich Richter mit Hilfe
ehemaliger Angestellter daran, die Druckerei vom Schutt zu befreien.
Am 24. November 1945 erschien mit der ersten Ausgabe der Main-Post
die erste Zeitung Unterfrankens nach dem Krieg, gedruckt auf
Druckmaschinen aus dem Hause Richter.
Ab Oktober 1949
fungierte Karl Richter zusammen mit Michael Meißner als Verleger und
Herausgeber der Main-Post und führte die Zeitung wie auch das
Unternehmen Richter-Druck bis zu seinem Tode 1969 hin zu einem
modernen Zeitungs- und Druckereiunternehmen.
Die Schenkung und Sanierung
1998
erhielt der VVW die Villa, die bei dem Luftangriff auf Würzburg von
Bomben getroffen, schwer beschädigt und in den folgenden Jahren nur
notdürftig wiederhergestellt wurde, wie auch das Grundstück als
Schenkung aus dem Vermächtnis der Tochter Karl Richters, Renate
Richter-Carter.
Nach der Jahrtausendwende war man sich im
Verein einig das Gebäude „grundlegend in Stand zu setzen und zu
revitalisieren“. Der Standort nämlich, direkt am Main neben dem
Huttenschlößchen und mit Blick zum gegenüberliegenden Käppele,
bildet eine wichtige „Gelenkstelle“ für das Würzburger
Stadtbild. Diese sensible Situation hatte der VVW erkannt und deshalb
waren für ihn die 700.000 Euro, die die Generalsanierung kosten
würde, gut angelegtes Geld.
Die Gartengestaltung der Karl-Richter-Villa
Eine
große Aufgabe war und ist die Instandsetzung und Erhaltung der
Gartenanlagen. Diese waren stark verwachsen, so dass man die
ursprüngliche Gestaltung nur noch erahnen konnte. Deshalb wurde,
nach umfangreichen Bestandsuntersuchungen, ein Gartenplan erstellt,
der sowohl die gartenbauliche Geschichte, den damaligen Zustand wie
auch die zukünftige Gestaltung erfassen sollte. Neben
Baumpflegemaßnahmen und zahlreichen Neuanpflanzungen zählte dazu
auch die Rekonstruktion und Hervorhebung klassischer
Gartenelemente
Ein besonderer Dank gilt hier dem
ehrenamtlichen Engagement des Vereinsmitglieds Otfried Schäfer, der
die zeitaufwändige Arbeit der Pflege des Gartens gerne verrichtet.
Somit bieten die Karl-Richter-Villa und ihr teilweise parkähnlicher
Garten auch dem Vorübergehenden ein schönes und abwechslungsreiches
Bild.
Verwendete
und weiterführende Quellen und Literatur:
Berichte über den Verlauf der Sanierungsmaßnahmen im Vereinsorgan „Das Grüne Blatt“ Nr.36 (Dezember 2003) u. Nr.37 (September 2004).
Wiedergeburt einer noblen Villa. Main-Post, 24.9.2003.