Das Waldhaus wurde im Jahre 1909 vom Verschönerungsverein an Stelle eines ehemaligen Pulvermagazins als Schlusspunkt seiner im Steinbachtal gestalteten Parkanlagen errichtet. Bis 1941 war es ein beliebtes Ausflugslokal für Einheimische wie auch Touristen. Anschließend wurde es zuerst als Militärlazarett und nach 1945 von den Amerikanern als Offizierskasino genutzt. Seit 1958 befand sich im Waldhaus die Verwaltung der Kneipp-Werke die bis März 2013 dort geblieben ist.
Seit Januar 2015 ist das Hauptgebäude an eine soziale Einrichtung vermietet. Für künftige Sanierungsmaßnamen finden gegenwärtig Untersuchungen an der Bausubstanz des Haupthauses und der Nebengebäude statt. Die umgebenden Grünanlagen wurden gelichtet um den ursprünglichen Park-Charakter, wie vom damaligen Gartenarchitekt Oschmann vorgesehen, wieder hervorzuheben.
Das Waldhaus im Steinbachtal
Vor
dem Waldhaus
Noch
im 19. Jahrhundert war das Tal zwischen Nikolausberg und
Waldkugelberg, in dem der Steinbach floss, welcher die Grenze
zwischen Würzburg und der damals noch eigenständigen Stadt
Heidingsfeld bildete, nur spärlich begrünt. Allenfalls einige
Weinhänge oder landwirtschaftlich genutzte Flächen boten dem
Spaziergänger auf dem Weg zum Guttenberger Wald zwar Abwechslung
aber keinen Schatten.
Das Areal auf dem sich heute das
Waldhaus des Verschönerungsvereins Würzburg (VVW) befindet wurde
gar militärisch genutzt. 1865 errichtete die kgl. bayerische Armee
dort ein Pulvermagazin – im Guttenberger Wald betrieben sie sogar
einen Schießplatz – samt in einiger Entfernung stehendem Wachhaus.
Das Gelände war fortan umzäunt und streng bewacht.
Der VVW gestaltet das Steinbachtal
Das
Steinbachtal war damals also wenig reizvoll mit seinen kahlen und
staubigen Wegen und bot den Würzburger Ausflüglern kaum Erholung.
Gerade daran dachte aber die Stadtverwaltung: Dort wäre die perfekte
Lage für ein Naherholungsgebiet für die Städter. Selbst als Käufer
von Grundstücken konnte oder wollte die Stadt aber nicht in
Erscheinung treten um dadurch keinen Konflikt mit den Heidingsfeldern
herauf zu beschwören.
Deshalb wandte sich der 1.
Bürgermeister, Hofrat Dr. von Steidle, am 12. Januar 1894 in einem
Brief mit dem Betreff „Anlage eines schattigen Weges zum
Guttenberger Wald“ an den VVW. Der Verein war gerne bereit, diese
Idee zu unterstützen und erwarb in den nächsten knapp zwei Jahren
die meisten Grundstücke auf der südlichen Seite des Steinbachs.
Ohne an dieser Stelle zu weit vom Thema – dem Waldhaus –
abzuschweifen sei nur kurz ausgeführt, dass im September 1895 der
Landschaftsgärtner Carl Oschmann im Auftrag des VVW einen
detaillierten Plan zur gärtnerischen Gestaltung und massiven
Aufforstung des Steinbachtals vorlegte, die Planungen am 7. November
1895 von der Stadt genehmigt und in den nächsten beiden Jahren
verwirklicht wurden.
Ausgenommen von den Planungen war
jedoch das Pulvermagazin am Ende der Anlage. Zwar verfolgte der 1.
Vorsitzende des VVW, Johann Michael Seuffert, das Vorhaben, das Areal
zu erwerben und damit die vom Verein angelegten Grünanlagen
abzuschließen. Sein Bittschreiben an das kgl. Kriegsministerium in
München, in dem er seine Pläne darlegte, blieb jedoch vorerst ohne
Ergebnis. In diesem legte er da, dass das Pulvermagazin-Areal sich
als „Schlußpunkt […] ganz vorzüglich eignen würde, um daselbst
ein feineres, wohleingerichtetes Wirtschaftsetablissement zur
Annehmlichkeit und Bequemlichkeit der zahlreichen Besucher des
Guttenberger Waldes herzustellen“. Es sollten noch über zehn Jahre
vergehen bis dieses Vorhaben Gestalt annehmen konnte.
Das Waldhaus wird gebaut
Ab
Juni 1901 fuhr die elektrische Straßenbahn ein Stück weit ins
Steinbachtal. Ab März 1902 dann sogar bis zum Pulvermagazin, Anfang
der 20er Jahre wurde der Betrieb eingestellt. Mit sich brachte sie
eine große Zahl an Erholungssuchenden, die natürlich auch einen
Platz zur Einkehr suchten.
Im Dezember 1907 wurde das
Pulvermagazin als militärischer Besitz aufgelassen. Schon im Januar
des folgenden Jahres bekam der VVW das Grundstück zum Kauf
angeboten, zum Preis von 19 000 Mark. Die Generalversammlung
genehmigte den Kauf am 7. Februar 1908 und der Kaufvertrag wurde nur
kurze Zeit später unterschrieben.
Das Gelände zukünftig
für gastronomische Zwecke zu nutzen war innerhalb des Vereins
unumstritten. Nur in welchem Umfang die bisherige Bebauung erhalten
bleiben sollte, war noch nicht klar. Zur Diskussion stand ein Umbau
oder der Ersatz durch eine Neubebauung. Deshalb wurde ein kleiner
„Architektenwettbewerb“ mit drei ausgewählten Bewerben
durchgeführt. Daraus ging der Entwurf des Architekten Rudolf
Hofmann, mit einer projektierten Bausumme von 40 000 Mark der
teuerste, als Sieger hervor. Der Entwurf sah vor, nur die Grundmauern
des Pulvermagazins zu erhalten und darauf einen zweigeschossigen
Neubau zu errichten. Die Generalversammlung des VVW genehmigte den
Entwurf am 16. Dezember 1908.
Die
Bauarbeiten gingen schnell voran. Bereits zu Pfingsten 1909 konnten
die ersten Räume bezogen werden. In den folgenden Monaten wurde das
Waldhaus, auf diesen Namen hatte sich der Vereinsausschuss geeinigt,
fertiggestellt. Am 10. Juli 1909 fand schließlich die feierliche
Einweihung statt.
Wechselvolle Jahre für das Waldhaus
Das
Lokal fand sofort einen Pächter und etablierte sich in den ersten
Jahren mit seiner geschmackvollen Inneneinrichtung, dem Biergarten
sowie der Gelegenheit zum Tanz schnell zu einem der beliebtesten
Ausflugsziele nicht nur der Würzburger. So konnte der erste Wirt des
Waldhauses, Adolf Neuschwanger, der auch einige Fremdenzimmer für
Übernachtungsgäste parat hielt, auf einige sehr erfolgreiche Jahre
zurück schauen. Auch deshalb erwarb der VVW 1914 eine große
Fachwerkhalle, die bis dahin im Veitshöchheimer Hofgarten als
Wirtschaftsgebäude gedient hatte, und stellte sie hinter dem
Waldhaus als Sommerausschank auf. Sie steht bis heute dort.
Mit
Beginn des 1.Weltkrieges brachen die Umsatzzahlen ein und 1915 fand
der erste Pächterwechsel statt. Dies wiederholte sich in den Jahren
1921, 1925 und 1932. Das stark wetterabhängige und saisonal
eingeschränkte Geschäft bereitete den Betreibern des Lokals viel
Kopfzerbrechen.
1933 wurde das Waldhaus schließlich von
den Nationalsozialisten für Zwecke des Reichsarbeitsdienstes
okkupiert. Der VVW erhielt zwar eine Pachtsumme, konnte sich aber
gegen die neue Verwendung nicht erwehren. 1938 wurde das Waldhaus dem
gleichgeschalteten, nun unter dem Namen „Verein für Verschönerung
und Gartenkultur“ firmierenden Verein zurückgegeben, von dem
Architekten Adolf Spiegel umfassend renoviert und wieder als
Gaststätte mit 300 Plätzen und Hotel mit 40 Betten genutzt. Aber
auch diese Nutzung sollte nur von kurzer Dauer sein. 1941 wurde das
Waldhaus von der Waffen-SS beschlagnahmt und bis Kriegsende als
Lazarett genutzt.
Das Waldhaus seit dem Krieg
Im
April 1945 übernahm die US-Armee das Grundstück und nutzte es bis
Anfang 1956 zuletzt als Offizierskasino. Nach der Rückgabe an den
VVW bestand bei der Mitgliederversammlung am 23. Januar 1956
Einigkeit, keine gastronomische Nutzung mehr anzustreben. Sattdessen
wurden mit verschiedenen Institutionen, wie z.B. der Caritas, der
Universität oder dem Studentenwerk, welches ein Wohnheim für
Studenten andachte, Gespräche über eine mögliche Nutzung geführt.
Doch alle angedachten Konzepte zerschlugen sich leider bzw.
glücklicherweise.
Denn mit den Kneipp-Werken zog am 1.
Mai 1958 ein Mieter ein, der das Anwesen nun schon über fünf
Jahrzehnte mit Leben erfüllt. In dieser Zeit wurden neben und hinter
dem Waldhaus mehrere Anbauten errichtet, die sowohl für Büroräume
wie auch lange Zeit für das noch vielen Würzburgern bekannte
Kneipp-Gesundheitszentrum genutzt wurden. Die im Jahr 1960 oberhalb
des Waldhauses angelegte Kneipp-Wiese mit Wassertretbecken war eine
gern genutzte Einrichtung, die in den letzten Jahren aufgrund
vermehrten Vandalismus geschlossen bleiben musste.
Noch
ein Stück weiter den Hang hinauf steht immer noch das Wachhaus des
Pulvermagazins von 1865. Es wurde 1977 saniert und somit vor dem
Abriss bewahrt. Auch heute noch schmücken zwei gemalte Infanteristen
den Eingang, links ein Bayerischer, rechts ein Preußischer.
Aber eine jede Ära muss einmal zu Ende gehen. Im Falle des Waldhauses ist dies für den VVW besonders schmerzlich, war doch die Firma Kneipp ein stets zuverlässiger Partner und das Mietsverhältnis von tiefem Vertrauen geprägt. Nichtsdestotrotz wird Kneipp im Jahr 2013 das Waldhaus und Würzburg verlassen und den Betrieb nach Ochsenfurt-Hohestadt, wo sie einen neuen und dem gewachsenen Platzbedarf entsprechenden Verwaltungsbau realisieren, verlagern.
Der VVW steht somit vor der großen Aufgabe, einen adäquaten Nachmieter zu finden. Sicherlich wird dieses Vorhaben die finanziellen wie auch die personellen Kräfte des Vereins für längere Zeit in Anspruch nehmen. Ziel wird es sein, das seit einigen Jahren unter Denkmalschutz stehende Wachhaus im Inneren wie auch die Außenanlagen behutsam zu modernisieren und einer neuen Nutzung zuzuführen.
Verwendete und weiterführende Literatur:
Domarus, Max: Hundert Jahre Verschönerungsverein Würzburg 1874-1974. Ein Jahrhundert Wirken für Würzburg. Würzburg 1974.
Talgemeinde Steinbachtal Würzburg (Hrsg.): Das Waldhaus des Verschönerungsvereins von Würzburg e.V. und seine wechselhafte Geschichte. 100 Jahre Geschichte Steinbachtal 1890-1990. Würzburg 2001.